Presse

BADISCHE ZEITUNG vom 29.10.2014

Ethik in der Sozialarbeit

Podiumsdiskussion bei der 7. Herbstakademie der European Charity University in Oberrimsingen.

BREISACH-OBERRIMSINGEN. Welche Rolle spielt die Ethik im Alltag des Jugendsozialarbeiters, wie lässt sich dieses philosophische Konzept überhaupt ins Konkrete übersetzen? Ethik in der sozialen Arbeit ist möglich und nötig, sagten die Experten, die jüngst im Rahmen der 7. Herbstakademie der European Charity University (ECU) im Christophorus-Jugendwerk in Oberrimsingen zusammengekommen waren.
Vor zehn Jahren wurde die ECU als ein Zusammenschluss engagierter Menschen aus Wissenschaft und Praxis gegründet. Ziel des Vereins ist es, den Gedanken einer karitativen Ethik in Lehre und Forschung einzubringen. Deshalb fördert die Initiative beispielsweise bestimmte Studiengänge, entwickelt eigene wissenschaftliche Projekte und vergibt Stipendien an Studenten und Promovenden. Im Mittelpunkt steht stets die Frage nach der Ethik. "Die Zukunft ist ethisch", lautet denn auch der Wahlspruch des Vereins.

Gefeiert wurde das zehnjährige Bestehen in bescheidenem Rahmen im Casino des Oberrimsinger Jugendwerks. Neu war allerdings, dass bei der diesjährigen Herbstakademie der sonst übliche Fachvortrag durch eine Podiumsdiskussion ersetzt wurde. Gleich vier Fachleute tauschten sich aus zum Thema "Ethische Dimensionen in der sozialen Arbeit mit jungen Menschen".
Ethik sei etwas Unbewusstes, sagt Thomas Köck vom Christophorus Jugendwerk. Zugleich sei sie die Ursache und Begründung von gesellschaftlichen Handlungen. Es müsse nun darum gehen, sich dieses Wertesystems bewusst zu machen. In diesem Sinne versuchten die Diskussionsteilnehmer, unterstützt von Moderator Emil Hartmann vom Don-Bosco-Jugendwerk in Bamberg, sich diesem Unbewussten von verschiedenen Seiten zu nähern.

Als Theoriegebäude betrachtet, bleibe Ethik wirkungslos, argumentierte Heribert Mörsberger, langjähriger Geschäftsführer des Caritas-Verbandes. Vielmehr müsse eine Ethik Orientierungshilfen bieten, die sich im Alltag bewähren. "Ethik fängt dann an, wenn man merkt, dass sie nicht verwirklicht wird", formulierte Klaus Esser, Leiter des Bethanien Kinder- und Jugenddorfs Waldniel. Er schlug ein christliches Menschenbild als ethischen Leitfaden vor.

Philipp Walkenhorst, der an der Universität Köln den Lehrstuhl für Erziehungshilfe und soziale Arbeit innehat, betonte, dass insbesondere in der Universität ethische Fragen gestellt und besprochen werden müssten. Junge Menschen, die einen Beruf im sozialen Bereich anstreben, müssten im Rahmen ihrer Ausbildung lernen, sich ihrer besonderen Verantwortung bewusst zu werden und eigene Werte zu definieren. So seien sie gegen spätere Berufskrisen gewappnet.

Im Rahmen der Herbstakademie wurde die Initiative "Habakuk" mit dem ECU-Förderpreis 2014 ausgezeichnet. Mit dieser Ehrung sollen Projekte prämiert werden, die sich wissenschaftlich oder konkret im Alltag auf herausragende Weise um die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen bemühen. "Habakuk" ist ein Netzwerk von haupt- und ehrenamtlichen Fachleuten, die sich in Baden-Württemberg für die Rechte von Kindern einsetzen. Sie vermitteln beispielsweise zwischen Jugendämtern, Einrichtungen der Jugendhilfe und den Jugendlichen und ihren Familien. Getragen wird die Initiative von den Caritasverbänden Freiburg und Rottenburg-Stuttgart.

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